1. November 1755 in Lissabon, gegen 9:40 Uhr bebt die Erde rund 5 Minuten lang. Es ist der Allerheiligenfeiertag, in vielen Kirchen brennen Kerzen. Die Holzdächer stürzen auf die Kerzen und in kürzester Zeit brennt die Stadt lichterloh. Viele Menschen stürzen zum Hafen und sehen kein Wasser. 40 Minuten nach dem Beben überrollt ein Tsunami Lissabon. Dort, wo das Wasser hinkommt, löscht es die Feuer. An anderen Stellen brennt es tagelang weiter. In nur einer Stunde wird Lissabon vollkommen zerstört, knapp die Hälfte der Stadtbewohner verliert ihr Leben.
Ziemlich viel, von dem, was wir uns an diesen zwei Tagen ansehen, wurde nach dem Erdbeben gebaut.
Am Abend kommen wir in Lissabon an und nächtigen die nächsten beide Nächte sehr elegant: im Kunsthotel Expo Astoria. Heute Abend gehen wir nur essen, morgen gibt es Lissabon an einem Tag.
Heute Abend stressen wir uns nicht mehr und drehen erstmal eine Runde mit der Straßenbahn. Es ist ein lauer Sommerabend und ich lasse den Kopf zum Fenster heraushängen.
Und ich stelle fest: Straßenbahnfahren in Lissabon ist gigantisch. Wir sind noch keine 10 Minuten unterwegs, aber ich liebe es jetzt schon.
Wir fahren aus der Stadt heraus in die ehemaligen Docks. Wir gehen am Tejo ein paar Schritte. Die bunte Beleuchtung gehört zu einem Nachtclub.
Wir speisen im Restaurant Portugalia zu Abend, sehr lecker und gar nicht teuer.
Im Hotel angekommen, falle ich wie ein Stein in das Bett. Das Bad im Hotel ist gigantisch, das Frühstück ok. Anschließend startet unsere private Stadtrundfahrt.
Wir beginnen in der Unterstadt, in der Baxia.
Wohl kein anderes Ereignis prägt die Stadtgeschichte von Lissabon so wie das Erdbeben. Vieles, was wir heute sehen, ist erst nach dem verheerenden 1. November 1755 aufgebaut wurden. Vor allem das schachbrettartige Straßenmuster in der Baxia geht darauf zuürck.
Zu Fuß geht es in die Oberstadt und mit der Straßenbahn raus aus der Altstadt, die Bahn bringt uns in den Stadtteil „Campo de Ourique“. Die Strecke ist ganz schön hügelig und unterwegs nimmt die Bahn keine Rücksicht auf andere Verkehrsteilnehmer.
Wir steigen an der vorletzten Station aus und gehen Essen im „a Tentatora“ (Rua Ferreira Borges 1, 1350 Lissabon, Straßenbahn 25E und 28E, Haltestelle „Rua Saraiva de Carvalho“). Hier speist angeblich auch Lissabons Prominenz und tatsächlich fahren wenig später zwei Luxuslimousinen vor und muskelbepackte Männer im Anzug begleiten zwei Frauen und zwei Männer in das Lokal. Die Fahrer bleiben da und behalten alles im Auge. Sehr spannend …
Wir bummeln noch ein wenig, machen uns im Hotel frisch und ziehen wieder los. Es ist der 14. Juni, ein Tage nach dem Dia San Antonio. Der Tag selber wird jährlich am 12. Juni mit einem gigantischen Stadtfest begonnen, vom dem wir noch die Reste mitbekommen. Volle Kneipen, coole Bands und Portugiesischer Lebensstill.
Ins Hotel kommen wir gerade noch so mit der letzten Metro zurück, am nächsten Tag geht es für mich nach Hause. Aber ganz stillecht: Mit TAP, Transportes Aéreos Portugueses, also einer portugiesischen Airline.
Selten hat mich ein Land so nachhaltig beeindruckt, dass ich inzwischen sogar die Sprache erlerne. Und ich gelobe hoch und heilig: Ich komme wieder Portugal.
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